Mittwoch, 10.07.2024

MVG bildet Migranten zu Fahrern aus – Kooperationsprojekt im Personalrecruiting

Wie viele Branchen bundesweit kämpft auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mit dem Mangel an Fachkräften. Das bekommen auch die Fahrgäste zu spüren, wenn Fahrten ausfallen.

Teilnehmer mit Projektpartnern Anette Farrenkopf (2.v.l.), Barbara Winter (4.v.l.), Wilfried Hüntelmann (Mitte) und Ingo Wortmann (1.v.r.) mit Teilnehmern aus dem Kooperationsprojekt. © MVG

Die Stadtwerke München (SWM) und die MVG setzen auf verschiedene Maßnahmen der Personalgewinnung und -bindung. Im Rahmen eines Programms qualifizieren SWM und MVG in Kooperation mit der Agentur für Arbeit München, dem Jobcenter München und Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz), Migranten für den Fahrdienst.

MVG-Chef Ingo Wortmann: „Wir brauchen alle, die für uns fahren wollen und können. Als wesentliche Hürde erweisen sich die Sprachkenntnisse. Das Programm zur Qualifizierung von Migranten für den Fahrdienst hat sich daher seit seinem Start vor sieben Jahren bewährt. Wir profitieren davon, weil wir neue Mitarbeiter ausbilden können und die Bewerber profitieren, weil wir ihnen eine Perspektive und einen sicheren Arbeitsplatz bieten können.“

2017 startete der erste Ausbildungskurs des Programms für den Fahrdienst Bus. Bis heute wurden 41 Busfahrer in elf Staffeln ausgebildet, von denen 29 noch für die MVG fahren. Aktuell befinden sich weitere acht Fahrer in zwei Kursen in der Ausbildung. Weitere drei Bewerber haben gerade ihr Praktikum begonnen. Bei der U-Bahn haben bisher insgesamt 23 Teilnehmer die Ausbildung begonnen. Heute sind davon noch zehn Fahrer im Dienst. Aktuell befinden sich sechs angehende U-Bahnfahrer in der Ausbildung. Seit Juli läuft außerdem die erste Ausbildungsstaffel für die Tram mit drei Teilnehmern.

„Die Gewinnung einer ausreichenden Zahl von neuen Fahrerinnen und Fahrern für den öffentlichen Nahverkehr im Großraum München ist von größter Wichtigkeit für das Funktionieren einer Großstadt,“ sagt Wilfried Hüntelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. „Geflüchtete bilden hierfür ein gutes Potenzial, und mit dem Job-Turbo haben wir uns zum Ziel gesetzt, sie schneller und besser in Arbeit zu bringen. Das MVG-Projekt ist insofern eine Win-Win-Situation und ein tolles Beispiel, wie wir gemeinsam die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt erreichen können!“

Das Besondere an dem Projekt ist die Kombination aus Spracherwerb, Qualifizierung und beruflicher Tätigkeit. Die Qualifizierung im Fahrerberuf ist mit fünf bis sechs Monaten kurz und voll bezahlt. Die Sprachkurse werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) voll gefördert. Weitere Kosten im Zusammenhang der Bewerbung und Einstellung, wie z.B. die ärztliche Untersuchung und das Führungszeugnis übernimmt das Jobcenter. Die Ausbildung sowie der Führerschein werden von der MVG bezahlt.

Anette Farrenkopf, Geschäftsführerin des Jobcenter München, meint dazu: „Die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ist eine Gemeinschaftsleistung. Weder der Arbeitgeber noch die Geflüchteten selbst müssen die Hürden der beruflichen Integration alleine überwinden. Das zeigt dieses Kooperationsprojekt besonders deutlich. Je früher und strukturierter die Geflüchteten an den deutschen Arbeitsmarkt herangeführt werden, desto erfolgreicher ist die Integration. Unsere Fördermöglichkeiten sind dabei sehr vielfältig. 

Den meisten zugewanderten Menschen fehlen die Grundlagen, um als Fachkraft im Arbeitsmarkt durchzustarten: Über 50 Prozent der geflüchteten Menschen in München haben keine Berufsausbildung und benötigen sprachlich noch mehr Unterstützung. Genau hier setzen die seit Januar 2024 eingeführten Berufssprachkurse (Job-BSK) an, die gezielter auf den konkreten Bedarf am Arbeitsplatz ausgerichtet sind. Aufbauend auf den Integrationskursen bereitet der Job-BSK die Menschen mit Migrationsgeschichte sowie Geflüchtete auf das Erwerbsleben in Deutschland vor.“

Sprachkenntnisse als Voraussetzung für die Ausbildung
Der Erwerb der deutschen Sprache ist die größte Herausforderung für viele Teilnehmer. Sprachkenntnisse auf dem B2-Nivau sind als Voraussetzung für die Ausbildung aber besonders wichtig, da die Fahrer per Funk mit der Leitstelle oder mit Kollegen und Vorgesetzen kommunizieren müssen. Deswegen geht der Qualifizierung auch ein umfassender Sprachkurs beim bfz München voraus. Insbesondere technisches Fachvokabular rund um Fahrzeuge und Betrieb wird in den Deutschkursen vermittelt. Darauf folgt ein Fachsprachkurs, in den auch das Praktikum integriert ist, das dazu dient, dass sich Arbeitgeber und Bewerber besser kennenlernen.

Barbara Winter, Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Standortleiterin München, betont: „Mit diesem Kooperationsprojekt bieten wir motivierten Menschen mit guten Deutsch-Vorkenntnissen, die Chance, Fahrerin beziehungsweise Fahrer von Bussen und U-Bahnen in München zu werden. Die besondere Kombination aus Sprach- und Fachqualifizierung wirkt zielgerichtet dem Fachkräftemangel entgegen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvieren zunächst jeweils drei Monate lang einen berufsbezogenen Deutschkurs sowie eine Praktikums- und Orientierungsphase mit begleitender Sprachförderung bei den bfz. Seit Projektstart 2017 haben wir insgesamt 170 Personen weitergebildet und ihnen somit eine gute Jobperspektive geboten.“

Ablauf des Programms
Die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernimmt das Jobcenter unterstützt durch die bfz. Die Qualifizierung beginnt mit einem zwölfwöchigen berufsbezogenen Deutschkurs. Anschließend startet eine sechswöchige Praktikums- und Orientierungsphase, die aus einem Praktikum im Fahrdienst der MVG und der Fortsetzung des Deutschkurses besteht. Bis zu zwölf geeignete Bewerber werden dann – nach der werkärztlichen Untersuchung – in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei der MVG übernommen und bekommen einen Platz für die Ausbildung als Bus- oder U-Bahnfahrer.

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